IT-Macher machen von sich reden
Wer Wüsten in Deutschland sucht, findet sie auf vielen Webseiten von IT-Häusern. Es sind leider Lost Places in punkto Eigendarstellung. Erfrischende Ausnahme: Die IT-Macher. 25 Mitarbeiter, Oracle Goldpartner, klarer Fokus und USP, dosierte Öffentlichkeitsarbeit.
So sollte es sein.
Ist doch kein Hexenwerk: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Die IT-Macher
Die im Dunkeln sieht man nicht und die anderen sind im Licht. So einfach wie treffend ist das Brecht-Zitat aus der Dreigroschenoper übertragen auf die Wahrnehmung von Unternehmen. Zum gefunden werden gehört Sichtbarkeit, für die man selbst sorgen muss. Was man von vielen Chefs mittelständischer Systemhäuser oft zu hören bekommt: „keine Zeit“, „es fehlt Personal“, „das brauchen wir nicht, man kennt uns“. Fragt man spontan nach einer Einzigartigkeit ihrer Firma, hört man nach einer Denkpause: „wir sind kundenorientiert“. Ach was? Bohrt der Journalist indes nach, wie gute Geologen unter jeder noch so trostlosen Wüste doch so manche Quelle vermuten, könnte es durchaus verwertbare Informationen sprudeln, die von Interesse sind und ans Licht der Öffentlichkeit gehören. Eine Goldpartnerschaft mit einem global agierenden, namhaften Hersteller beispielsweise. Daraus lässt sich doch schon „Content Marketing“ machen, das neue Modewort für die altbekannte Kommunikationsstrategie: werbe nicht mit Feateritis für dein Produkt, sondern erzähle, wie und wo es glücklich macht. Schwierig in der B2B-Kommunikation, noch dazu, wenn es um Softwareprogrammierung geht? Sicher. Aber nicht unmöglich, wie die IT-Macher zeigen. Ins Auge stechende Webseite
Auf der Webseite der IT-Macher aus dem oberbayerischen Wolfsratshausen springt sofort das rote Oracle-Logo rechts oben ins Gesicht. Und auch sonst gehört die Internetseite des Softwareentwicklungshauses nicht zu jenen morbiden Schauplätzen, die man als Lost Places kennt. „Ihr Partner für Softwareentwicklung. Und den erfolgreichen Betrieb auch von OracleForms und APEX-Applikationen!“, steht dort. Telefonnummer und die E-Mail-Adresse bleiben beim Scrollen durch die Webseiten wie festgeklebt rechts unten stehen.
Alle 25 Mitarbeiter sind unter „Die Macher beim Macher“ mit Bild und Experten-Status aufgeführt. Besonders clever: Gibt es eine entsprechende Pressemitteilung zu einer Person, ist sie unter dem Bild angehängt. So erfährt man, warum der damals 39-jährige Oracle-Experte Christian Wille im Frühjahr 2021 ein IT-Macher wurde. Teilen kann man die Pressemeldung per Button auf den sozialen Netzwerken.
Kein Employer Branding zwischen Katzenvideos auf Instagram & Co
Von denen halten die IT-Macher sonst herzlich wenig - auch vom Business-Netzwerk Linkedin nicht.
Es gibt bei Instagram & Co keinen Firmenauftritt der IT-Macher. Wo doch PR-Berater darauf schwören, Employer- oder gar CEO-Branding zu betreiben und das liebe Personal, algorithmisch zwischen Katzenvideos und Sonnenuntergängen verwurstet, den Lockvogel für neue Kollegen und Kolleginnen spielen soll. Kann man, muss man aber nicht machen. Die IT-Macher, so klein die Firma ist, gehen andere Wege.
Wie denn ICT CHANNEL auf diese Firma gestoßen ist? Festhalten, liebe Systemhauschefs! Die machen nicht nur IT, sondern auch Pressearbeit. Nicht die große weite Welt wird dort nachgezeichnet. Gründer und Geschäftsführer Michael Kilimann bleibt auf dem Teppich, freut sich, dass 2022 nicht das verflixte siebte Jahr gewesen ist, sondern man in Kürze im Bundesanzeiger eine positive Geschäftsentwicklung bilanzieren werde.
Damit kommt nicht ins Handelsblatt, wird auch nicht als Experte in der KI-Beilage einer überregionalen Tageszeitung zitiert. Dafür spart sich Kilimann das Budget für eine PR-Agentur, macht Pressearbeit zur Chefsache und steckt das Geld lieber in neue Köpfe.
Programmieren schlägt Politik
Potenziell neue Mitarbeiter lesen dafür, dass die Oracle-Goldträger auf Kununu einen hervorragenden Score von 4,8 von möglichen 5,0 Punkten erzielen, weit über dem Branchendurchschnitt. Die Weiterempfehlungsrate für die IT-Macher beträgt 100 Prozent. „Zufriedene Mitarbeiter sind die Basis für Erfolg im Geschäft“, sagt der Chef. Fluktuation seit 2016: 0 Prozent.
Damit schlägt der Softwareentwickler aus Wolfratshausen, Heimat des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, die Kununu-Scores der CSU Landesleitung in allen Bereichen. Kein Wunder, dass Kilimann das Portal für Arbeitgeberbewertung für eine sehr gut geeignete Plattform hält, sich über ein Unternehmen zu informieren.
Programmieren schlägt Politik, ein freilich unstatthafter und nicht pressetauglicher Vergleich. Man sagt über Kilimann, dass er „alte Hasen“ in seiner Branche für sein 2016 gegründetes Softwarehaus begeistern kann. Vielleicht gelingt es ihm ja sogar, einen alten Polithasen für einen Vortag vor seinen 50 Kunden zu gewinnen. War Stoiber nicht mal für den Bürokratieabbau in der EU zuständig? Da müsste er sich doch viel mit Digitalisierung beschäftigt haben? So viele schöne Themen liegen auf der Straße. Man muss sie für gute Öffentlichkeitsarbeit nur aufheben.
Quelle: ICT Channel
8. März 2023, 12:34 Uhr | Martin Fryba
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